[green_box] Die hier im folgenden aufgeführten Gedichte wurden alle von der lieben Ingun Spiecker-Verscharen verfasst. Hintersinnig, mit Gefühl, originell, flott und pointiert. Oder einfach…genial. Danke Ingun! [/green_box]
[1] Geburt
Ein Menschlein ist zur Welt gekommen,
legt zartes Leben an den Tag,
und jedem bleibt es unbenommen,
ob er an Wunder glauben mag.
Beim Schrei des Babys beben Wände,
bis erster Eigensinn verhallt.
Wir sehen winzig kleine Hände
zu Fäusten allerliebst geballt.
Ein Mündchen scheint nach Milch zu gieren.
Der Start ins Dasein hat geklappt!
Hier wurde Gott (ich muß zitieren)
erneut ‚auf frischer Tat ertappt’*…
Ingun Spiecker-Verscharen, März 2010
(*entliehen bei Pfarrer i.R. Burkhard Müller, Bonn)
[2] Vaterstolz
Es steigert sehr die Lebenslust,
wenn Elternliebe reift,
weil frischer Nachwuchs zielbewußt
nach einem Finger greift.
Da spürt man unverhüllte Kraft
in allem, was geschieht,
und sinnerfüllte Vaterschaft,
die Papa ähnlich sieht…
[3] Optimal betreut
Ich werde optimal betreut
und mache kaum Krawall,
was meine Eltern mächtig freut.
Sogar im Krisenfall
erlebt man mich nie eingeschnappt,
denn darin liegt der Clou:
Wenn irgend etwas nicht so klappt,
drück ich ein Auge zu…
[4] Morgenwind
Der Kreislauf kommt enorm in Gang,
so wurde jüngst entdeckt,
wenn sich ein Mensch minutenlang
im Bett genüßlich reckt.
Die letzte Müdigkeit zerstiebt
beim ersten Morgenwind,
und manchmal ist man auch beliebt
als aufgewecktes Kind…
[5] Pianistenfinger
Ich habe Pianistenfinger
und übe schon Etüden ein,
denn mein Talent ist kaum geringer
als das von Arthur Rubinstein.
Auch dem geschulten Blick erscheinen
die kleinen Hände so alert,
daß hochbeglückte Eltern meinen,
ich gäbe ein Klavierkonzert…
[6] Privatsphäre
Ich bin, den Eltern zur Erbauung,
das Zentrum ihrer Weltanschauung,
und Bilder, die sie von mir machten,
kann man im Internet betrachten.
Das Objektiv ist stets zur Stelle
und rückt mir mächtig auf die Pelle,
so daß ich denke: Himmlisch wäre
ein bißchen mehr private Sphäre…
[7] Kuschelkumpel
Ich fühle mich wie neugeboren!
Wer mich erblickt, hat unbedingt
sogleich sein Herz an mich verloren,
das mir beherzt entgegenspringt.
Mir fliegen quasi ohne Frage
die Sympathien stetig zu!
So bin ich selbst in Rückenlage
mit großen Tieren schon per du…
[8] Oma Hebamme
Wie Oma mir zu Füßen liegt!
Sie hat nach Gottes Willen
fünf tolle Kinder selbst gekriegt
und konnte bestens stillen.
Ein wenig Ähnlichkeit besteht,
weil ich auch ihr entstamme.
Sobald bei Mama nichts mehr geht,
erheb ich sie zur Amme…
Mai 2010
[9] Badetuch
Jedesmal nach dem Besuch
in der Badewanne,
eingehüllt ins Frotteetuch,
wenn ich mich entspanne,
schwant mir: Es ist lange hin,
bis auch Professoren
finden, daß ich trocken bin
hinter beiden Ohren…
[10] Blumen
Das Leben läßt sich bestens an,
wenn ich es recht bedenke,
denn was ein Kind gebrauchen kann,
sind Grüße und Geschenke.
Dies gebe ich persönlich kund
mit großem Stimmvolumen
und sage Euch aus gutem Grund
auch danke für die Blumen!
[11] Oma Brötchen
Oma ist von früh bis spät
sozusagen auf Diät,
was als Resultat ergibt
daß sie häufig Kohldampf schiebt.
Mir ist mein Gewicht egal,
und ich nasche gerne mal
frische Brötchen, denn im Nu
nimmt die Lebensfreude zu…
[12] Sti(e)lblüte
Stets dem Publikum verpflichtet,
wird ein Kind mit Leidenschaft
mehrmals täglich abgelichtet,
doch nicht immer vorteilhaft.
Wie das Händchen in durchdachter
Pose diese Blume hält,
führt dazu, daß der Betrachter
kurzerhand vom Stengel fällt…
[13] Tragetuch
Kinder vor den Bauch zu binden
kommt erneut in Mode,
fördert sehr das Wohlbefinden
als Transportmethode,
ist auch lieblich anzuschauen
und nie fehlgeschlagen,
denn so läßt sich Urvertrauen
hautnah übertragen…
[14] Gesichter
Meist bin ich bestens aufgelegt,
doch wenn sich einmal Unmut regt,
so schneide ich Gesichter,
was gleichermaßen eindrucksvoll
und inspirierend wirken soll
auf selbsternannte Dichter…
[15] Gedanken
Ein kleines Kind hat keine Lust,
sich ohne Grund zu zanken,
verfolgt indessen unbewußt
schon mancherlei Gedanken.
Wahrscheinlich könnte es uns auch
sogleich die Meinung geigen,
macht vorerst allerdings Gebrauch
von seinem Recht zu schweigen…
[16] Mundgerecht
Ein Mädchen, wasserdicht verpackt
und ungeheuer gründlich,
vollzieht den Kuscheltier-Kontakt
im wahrsten Sinne mündlich,
lutscht mit enormem Lustgewinn
an dessen langer Nase.
Experten sprechen daraufhin
gern von oraler Phase…
[17] UnentBÄRlich
Was die Mitbewohner leisten,
fragt sich unsereins am meisten,
denn für mich ist Ehrensache,
daß ich keine Arbeit mache.
Können sie mit mir nicht spielen
und empfinden ihre vielen
Haushaltspflichten als beschwerlich,
ist mein Teddy unentbehrlich…
[18] Schwerkraft
Mein kluges Köpfchen war bis jetzt
noch ziemlich erdverbunden,
doch habe ich zu guter Letzt
die Schwerkraft überwunden,
den Oberkörper hochgestreckt
und muß mich selber loben,
denn so erscheint der Intellekt
schon etwas abgehoben…
[19] Spachtelmasse
Ein Kind nimmt artig einen Happs
für Oma, Opa, Mama, Paps,
verspachtelt ohne Kommentar
auch Onkel- oder Tantenschar,
schiebt Urgroßeltern hinterher,
kriegt irgendwann den Teller leer
und ahnt allmählich wohl, wie satt
man Anverwandte oftmals hat…
[20] Stimmlage
Alles spricht von früh bis spät
schon für Musikalität,
wenn ein Baby jedermann
stimmlich unterscheiden kann.
Es erkennt bereits spontan
seine Mama am Sopran,
doch singt Papa frohgelaunt,
ist es immer baß erstaunt…
[dark_box]Hier geht es weiter mit den Gedichten 21-40…[/dark_box]